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ARIC-Vorstand Aslı Sevindim über Thilo Sarrazin

 Unsere 2. Vorsitzende Aslı Sevindim äußert sich zum Buch "Deutschland schafft sich ab" von Thio Sarrazin:

 

Es ist wie in der Achterbahn: Rauf und runter mit den Gefühlen – mal regt mich das alles fürchterlich auf, mal macht es mich nur noch müde – aber gleichgültig kann mir die von Thilo Sarrazin ausgelöste Debatte nicht sein. Vermutlich sehr vielen von uns nicht - Auch die Aktuelle Stunde beschäftigt sich heute mit der Vorstellung und Veröffentlichung seines Buches „Deutschland schafft sich ab“.


Gleich vorneweg: Ich habe das Buch bereits und hatte somit die Gelegenheit rein zu schauen. Schon auf den ersten Seiten wurde mir mulmig – wegen der Inhalte UND wegen der Sprache, die Thilo Sarrazin bemüht: 
Er spricht von Fäulnisprozessen in der Gesellschaft und führt kulturelle und soziale Unterschiede auf genetische Veranlagungen zurück – Förderung und Bildung würde da meist auch nichts mehr ausrichten. Allein diesen Gedanken habe ich mehrmals gelesen, um die Tragweite dieser Überlegungen zu verstehen.
Ich will an dieser Stelle nicht alles wiederholen, was seit Tagen zitiert und durchdekliniert wird: Muslime wollten sich nicht integrieren, der fließende Übergang des Islam zum Terrorismus, die Migration in unser Sozialsystem – Thilo Sarrazin schreibt, was sicher sehr viele Menschen in unserer Gesellschaft denken. Ob diese Gedanken dadurch wahrer werden ist die Frage.
Viele andere Themen, die er anspricht, finde ich sehr wichtig – sie bedürfen der Debatte und Lösung. Ich finde zum Beispiel die Kita-Pflicht, die er anspricht, absolut richtig, bin selbst seit Jahren dafür – im Interesse der Kinder.
Aber spätestens hier hört der Konsens auch auf, denn im Grunde spreche ich Herrn Sarrazin ein echtes Interesse an Lösungen ab. Schon oft hat er einen Tonfall angeschlagen, der beleidigend und verletzend war – ich erinnere nur an seinen Vorschlag Hartz-4-Empfänger sollten zuhause Pullover tragen, um die Heizkosten zu senken – aber diesmal hat er sich definitiv ins Abseits gestellt.


Er bemüht inhaltlich und sprachlich rassistische Motive, erklärt Verhalten und sozialen Status von Menschen mit ihrer genetischen Veranlagung – das kann nun wirklich kein Versehen sein und erst recht kein Missverständnis.
Thilo Sarrazin fertigt barsch und unmenschlich diejenigen ab, die seiner Meinung nach keine Funktion in dieser Gesellschaft haben, er erklärt sie für dumm und unnütz.
Er selbst ist aber intelligent genug zu wissen, was seine Thesen, seine Sprache und sein Stil auslösen: Sarrazin beleidigt und diffamiert, er verurteilt pauschal und vereinfacht derart, dass seine Analyse nicht mehr stimmen kann. Und dann tut er auch noch so, als sei das nie seine Absicht gewesen.
Wer wirklich an einer lösungsorientierten Debatte interessiert ist, der darf nicht einfach Statistiken angucken und zitieren, sondern muss auch nach den Ursachen forschen. Und dabei geht es mir nicht darum, irgendwen aus seiner Verantwortung zu entlassen nach dem Motto „Er kann nichts dafür – die Umstände sind schuld.“
Aber Kultur und Religion als Haupt-Erklärungsmuster sind mir zu einfach. Wenn muslimische Kinder schlecht in der Schule sind, weil sie Muslime sind, woran hapert es dann bei deutschen Kindern, die keinen Bildungserfolg haben?


Auch das Gerede von wegen Tabubruch und politischer Korrektheit ist inzwischen ermüdend: Was um Gottes Willen darf in diesem Land nicht gesagt werden??? 
Herr Sarrazin – wie viele andere auch - sagt doch alles, was ihm in den Sinn kommt! Er muss nur aushalten, dass man ihm antwortet!

Quelle:Blog der Aktuellen Stunde(WDR) vom 30.08.10; WDR Webblog

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